Die wichtigsten Emissionsquellen

Um zu verstehen, wie wir den Klimawandel begrenzen können, müssen wir zu allererst wissen, welches die Hauptquellen für Treibhausgase sind. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, denn was hilft es, an Stellschrauben zu drehen, die kaum einen Effekt auf den Klimawandel haben? In folgender Abbildung sind Treibhausgas-Emissionen nach Kategorien dargestellt:

Treibhausgas-Emissionen nach Kategorien
(nach EPA [1] und IPCC 2014 [2]).

Wenn man sich diese Abbildung anschaut, wird klar, dass die meisten Emissionen durch die direkte Nutzung von Energie jedes einzelnen entstehen. Dies geschieht beispielsweise direkt durch die Wahl unseres Stromanbieters und Wärmelieferanten (insgesamt 25%) und die Wahl unseres Transportmittels (z.B. Flugreisen, Auto; 14%) aber auch indirekt durch den Konsum von Lebensmitteln aus der Landwirkschaft.

D.h. wenn man nur das tägliche Leben, Essen, den Wohnungsunterhalt, die Fahrt zur Arbeit, Kinder-abholen, Ausflüge und Urlaub zusammenrechnet, trägt jeder Einzelne bereits grob zu 65% aller Emissionen bei. Nimmt man den Kauf von Waren aus der Industrie, d.h. Mobiltelefone, Waschmaschienen, Kleingeräte, etc. hinzu (21%), nähert sich jeder einzelne schließlich an die 100%-Marke an.

Es sind also tatsächlich vor allem unsere eigenen Entscheidungen, wie die Wahl des Stromanbieters, die Ernährungsweise und die Wahl unserer Transportmittel, die hauptsächlich zum Klimawandel beitragen. Was kann man also tun?

Elektrizität

An erster Stelle, was die Emissionen betrifft, stehen die Elektrizität und Heizen (25%). Sicher kann niemand auf Elektrizität verzichten. Doch es gibt Stromabieter, die Strom zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen liefern, wie Lichtblick oder Naturstrom, um nur zwei zu nennen (mehrere Anbieter bieten auch klimaneutrales Gas an). Inzwischen ist Solarstrom übrigens die günstigste Form der Energiegewinnung [3], also könnte der Wechsel zu einem Anbieter mit 100% erneuerbaren Energiequellen sich sogar finanziell lohnen (alle Formalitäten bzgl. des Anbieterwechsels übernehmen die Anbieter in der Regel). Oft bieten diese Anbieter auch Biogas oder durch Wiederaufforstung klimaneutrales Erdgas an.

Ernährung

An zweiter Stelle steht mit 24% die Land- und Forstwirtschaft. Der Sektor Landwirtschaft ist besonders interessant, da jeder einzelne hier große Stellschrauben hat. In der Landwirtschaft sind die wichtigen Emissionen allerdings nicht CO2, sondern die Substanzen Methan (CH4, das vor allem bei der Tierhaltung entsteht) und Distickstoffmonoxid (N2O, dass durch die Nutzung von Düngern entsteht) [4]. Diese beiden Substanzen erwärmen die Atmosphäre um ein Vielefaches mehr als CO2 und sind daher besonders gefährlich. Methan ist 25 Mal wirksamer als CO2 und Distickstoffmonoxid ist 298 Mal wirksamer als CO2 [5].

Distickstoffmonoxid wird vor allem durch die Düngung mit Stickstoffdüngern freigesetzt, die im konventionellen Landbau verwendet werden. Da im Ökolandbau keine künstlichen Dünger verwendet werden (stattdessen wird auf eine nachhaltige Humuswirtschaft und natürlich Düngung geachtet), sind die Treibhausemissionen im Ökolandbau bis zu 50% geringer als im konventionellen Landbau [4]. Der Konsum von Produkten aus dem Ökolandbau bewirkt also schon eine deutlichen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen.

Eine weitere, sehr mächtige Stellschraube ist die Wahl der Nahrungsmittel. Vor allem tierische Produkte führen zu hohen Emissionen, vor allem bzgl. Methan. Die Produktion tierischer Produkte (Fleisch und Milchprodukte) ist für 80% der durch Nahrungsmittel verursachten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, wie in folgender Abbbildung [6,7] ersichtlich ist. Ähnlich sieht es aus, wenn man die Emissionen pro Portion betrachtet. Beispielsweise sind die Emissionen für eine Portion Rindfleisch im Vergleich zu einer Portion Hülsenfrüchte ca 60-fach höher (interessanterweise haben beide aber einen ähnlichen Proteingehalt (je nach Bohnenart, z.B. ca 20% bei schwarzen Bohnen und ebenfalls ca 20% bei Rindfleisch [8]). Die Wahl unserer Proteinquelle hat also einen starken Effekt auf unsere Treibhausgas-Emissionen.

Links: Treibhausgas-Emissionen für verschiedene Nahrungsmittel. Rechts: Emissionen pro Portion.
(nach Heller M., Keoleian G. 2014 [6,7])

Man kann also einerlei durch den Konsum von Produkten aus dem Ökolandbau bis zu 50% und durch eine Reduktion tierischer Nahrungsmittel zusätzlich bis zu 80% der durch die Landwirtschaft verursachten Emissionen einsparen. Nebenbei geht eine Vermeidung des Verzehrs tierischer Produkte gleichzeitig auch mit deutlichen Gesundheitsvorteilen einher (Herzinfaktrisiko, Risiko für Diabetes Typ II, Gefäßerkrankungen, u.v.a. [9]), beispielsweise ist Diabetes Typ II bei einem Verzicht auf tierische Produkte reversibel, d.h. heilbar, oder Fleischkonsum (insbesonderte verarbeitete Fleischprodukte wie Wurst oder Schinken) verursacht Krebs [10].

Menschen und für die Nahrungsmittelproduktion gehaltene Tiere (Rinder, Schweine, etc). machen inzwischen 96% aller Landsäugetiere aus (wilde Säugetiere stellen nur 4% der Biomasse an Säugetieren dar, [11]). Von den 96% sind nur 36% Menschen, der Rest (60%) sind für die Nahrungsmittelproduktion gehaltene Säugetiere. Dies verdeutlicht, weshalb die Nutztierhaltung eine großen Effekt auf unsere Klimaemissionen und diverse andere ökologische Probleme hat (z.B. Verlust von Lebensraum, Artenschwund, etc.).

Transport

Die Kategorie Transport liegt im globalen Durchschnitt mit 14% zwar hinter der Industrie (Herstellung von Waren, 21%), da es aber relativ einfach, ist Emissionen beim Transport zu vermeiden, wird dieser zuerst behandelt. Außerdem sind die Emissionen durch den Sektor Transport in Industrieländern oft deutlich höher als 14% und die Emissionen steigen in der letzten Zeit stetig an [4].

Das klimaunfreundlichste Transportmittel ist das Flugzeug. Hierbei werden nicht nur die größten Mengen CO2 ausgestoßen, sondern auch verschiedene andere Treibhausgase, die auch noch besonders wirksam sind, da sie in großer Höhe ausgestoßen werden. [12]. Nach dem Flugzeug schneidet der PKW als zweit-schlechtestes Verkehrsmittel ab. Busse und Bahn sind deutlich klimverträglicher. So ist entsteht bei einer Flugreise ungefähr 20 Mal mehr CO2 als bei einer Bahnreise (bei gleicher Distanz). Der ungefähre CO2 Ausstoß verschiedener Verkehrsmittel ist in folgender Abbildung dargestellt (im Detail schwankt der Ausstoß etwas, z.B. je nach Flugzeugtyp oder nach Zahl der Mitreisenden im PKW) [13].

CO2-Ausstoß verschiedener Verkehrmittel pro Passagier und Kilometer (Quelle: EEA).

Der Effekt von Flugreisen ist für Industrieländer besonders groß, beispielsweise sind Reisen von EU Bürgern für 35% aller durch Flugreisen entstehenden Emissionen verantwortlich [14]. Dazu fliegen wir immer häufiger. Von 2005 bis 2017 gab es einen Anstieg von 60% [14]. Dies führte 2017 zu einem Ausstoß von 163 Millionen Tonnen CO2 und 839.000 Tonnen NOx in der EU [15].

Um festzustellen, welche Emissionen entstehen, seien im Folgenden drei Personen verglichen, die in der Nähe von Berlin leben (täglicher Arbeitsweg 25 km einfache Strecke, 200 Tage im Jahr). Eine Person pendelt mit dem Zug zur Arbeit (14 g CO2 pro km) und verreist einmal pro Jahr nach Spanien (Barcelona). Die zweite fährt mit dem Kleinwagen zur Arbeit (104 g CO2 pro km) und fliegt einmal im Jahr in die USA (New York). Die dritte fährt mit einem SUV zur Arbeit (158 g CO2 pro km) und reist dreimal im Jahr mit dem Flugzeug (Barcelona, San Francisco, Bali). Berechnet man die CO2-Bilanz dieser Personen anhand der vorherigen Abbildung sieht man Folgendes:

Pendelt mitDistanz zur
Arbeit
CO2 durch PendelnFlugreisenFlugstrecke CO2 durch FlugreisenSumme CO2
Person 1Zug25 km140 kgBarcelona1800 km513 kg653 kg
Person 2Kleinwagen25 km1040 kgNew York6400 km1824 kg2864 kg
Person 3SUV25 km1580 kgSan Franciso, Bali20600 km5871 kg7451 kg

Ein Pendler mit einem großen PKW (SUV), der zwei Langstreckenflüge im Jahr bucht, verursacht also über 10 Mal mehr CO2-Emissionen (insgesamt 7.451 Tonnen) als ein Pendler, der mit dem Zug fährt und nur einmal pro Jahr innerhalb Europas fliegt (0.653 Tonnen). Dabei bedeutet dies für die Person mit den geringsten Emissionen nicht unbedingt eine Einschränkung. Die Zugfahrt ermöglicht es vielleicht, Bücher zu lesen, für die sonst keine Zeit wäre, oder Dinge zu erledigen, die der SUV-Fahrer erst abends erledigen kann. Alle Personen verbringen möglicherweise die selbe Zahl Urlaubstage im Ausland. Person 1 wandert vielleicht eine Woche in den Pyrenäen, sieht sich dann eine Woche Barcelona an und hängt am Ende noch eine Woche am Strand an. Person 3 verbingt statt dessen vielleicht eine Woche in San Franciso und zwei in Bali, wobei de facto jeweils noch ein paar Tage durch Jetlag verloren gehen.

Industrie (Produktion von Waren)

Der Sektor Industrie, d.h. die Herstellung von Waren, wie Konsumgütern, verursacht etwa 21% der Treibhausgas-Emissionen [1]. Konsumenten haben zwar keinen direkten Einfluss auch die Wahl der Produktionsmethoden, aber sie könne wählen, ob und welche Waren sie kaufen. Besonders viele Emissionen entstehen bei der Herstellung von Zement und Metallen, gefolgt von der Herstellung von Chemikalien (z.B. Plastik, Dünger) [16]. Emissionen lassen sich hier vermeiden, indem Qualitätsprodukte gekauft werden, die lange halten, bzw. indem man sich fragt, ob man ein Produkt tatsächlich braucht. Genauso hilft es, Produkte, die man nicht mehr braucht, zu verschenken, statt sie einfach wegzuwerfen oder gebrauchte Waren oder Kleider zu kaufen (z.B. Kinderkleidung, die oft schneller verwachsen ist als verbraucht).

Eine Reduktion von Treibhausgas-Emissionen wird zunehmend durch die Einführung einer CO2-Steuer angestrebt (in manchen Ländern schon seit den 90er Jahren) [17]. Der Erfolg variiert mit der Höhe der Steuer. In Ländern mit niedrigen Steuern sind die Erfolge gering. Zudem werden besonders CO2-intensive Wirtschaftssektoren oft von einer Steuer ausgeschlossen.

Zusammenfassung

Insgesamt kann jeder Einzelne also ohne deutliche Einschränkungen der Lebensqualität 50% bis 80% CO2-Emissionen vermeiden. Beispielsweise durch einen Wechsel des Stromanbieters, eine leichte Änderung der Ernährungsgewohnheiten (die außerdem einen deutlichen gesundheitlichen Mehrwert bedeutet) und durch eine an das 21. Jahrhundert angepasste Wahl des Verkehrsmittels, eine andere Urlaubsplanung und bewusstere Kaufentscheidungen.

Quellen

  1. US EPA. Global greenhouse gas emission data. Online
  2. IPCC 2014. Climate Change 2014 – Mitigation of climate change. Working Group III contribution to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Online
  3. Frauenhofer Institut 2018. Photovoltaik und Onshore-Wind sind günstigste Technologien in Deutschland. Online
  4. Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation, Building and Nuclear Safety (BMUB) 2018. Climate Action in Figures. Facts, Trends and Incentives for German Climate Policy. 2018 edition. Online
  5. Solomon D. et al. 2007. Climate Change 2007: The physical science basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, Chapter 2, Table 2.14. Online
  6. Heller M., Keoleian G. 2014. Greenhouse gas emissions estimates of U.S. dietary choices and food loss. Journal of Industrial Ecology 19: 391-401. Online
  7. Center for Sustainable Systems, University of Michigan. 2018. Carbon Footprint Factsheet. Pub. No. CSS09-05. Online
  8. Boher B.M. 2017. Review: Nutrient density and nutritional value of meat products and non-meat foods high in protein. Trends in Food Science & Technology 65: 103-112. Online
  9. Eine sehr gute Übersicht zu dem Thema (mit wissenschaftlichen Quellen) gibt es unter nutritionfacts.org.
  10. Behrens G. et al. 2018. Cancers due to excess weight, low physical activity, and unhealthy diet. Deutsches Arzteblatt International 115: 578-585. Online
  11. Bar-on Y. et al. 2018. The biomass distribution on Earth. Proceedings of the National Academy of Sciences 115 : 201711842. Online
  12. Wikipedia Artikel über den Umwelteinfluss des Flugverkehrs. Online
  13. European Environment Agency (EEA) 2016. CO2 emissions from passenger transport. Online
  14. Sims R. et al. 2014: Transport. In: Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Edenhofer, O. et al. (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. Online
  15. European Aviation Safety Agency (EASA) 2019. European Aviation Environmental Report 2019. Online
  16. Fischedick M. et al. 2014. Industry. In: Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Edenhofer O. et al. (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA.
  17. Mardones C., Flores B. 2019. Effecctiveness of a CO2 tax on industrial processes. Energy Ergonomics 71: 370-382. Online

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